Der offizielle Abschluss der Ausgrabungen auf dem ehemaligen Friedhof der sowjetischen Kriegsgefangenen fand am 16. Oktober 2022 mit einem Konzert des Orchesters „Camerata Instrumentale“ aus Bremen-Nord im Ausgrabungszelt statt. Zahlreiche Besucher*innen der beteiligten Firmen, Politik und Verwaltung, Gedenkstätten und anderen Interessierten hatten den Weg nach Oslebshausen nicht gescheut und nahmen auch die unbequemen Plätze auf den Bierzeltbänken in Kauf. Nach der Begrüßung durch die Landesarchäologin Prof. Dr. Uta Halle, die sich bei allen Unterstützer*innen der Ausgrabung, vor allem aber auch beim Team der Landesarchäologie bedankte, sprach Frau Kulturstaatsrätin Carmen Emigholz. In ihrem Grußwort forderte sie vehement die Beendigung des Krieges in der Ukraine. Anschließend erfolgte das Grußwort des Geschäftsführers des Landesverbandes Bremen im Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V., Matthias Sobotta, der die Transparenz und die gute Zusammenarbeit mit der Landesarchäologie betonte. Eine kurze geschichtliche Einführung zur Geschichte des Friedhofs wurde von der Landesarchäologin vorgestellt.
Das Orchester unter Leitung des Dirigenten Jörg Assmann spielte zunächst die Sinfonie Nr. 1 Es-Dur op. 8 von Reinhold Glière (1874-1956), der selbst eine ukrainisch-russische Biografie in Kaiserreich, Oktoberrevolution und Sowjetunion aufweist. Diese den meisten Zuhörer*innen vollkommen unbekannte Musik, die das Orchester auf Anregung Assmanns zum Thema Krieg und Zwangsarbeit einstudiert hat, ließ die slawische Seele erfühlen. Die Musiker*innen spielten mit großer Hingabe an diesem auch für sie ungewöhnlichen Auftrittsort. Ihnen gilt der große Dank der Landesarchäologie, dass sie sich auf diese Erfahrung eingelassen haben, und der begeisterte Beifall der Zuschauer*innen zeigte ihnen wie sehr ihre Musik zu bewegen vermochte. Als zweites Stück stand das Lied „Kraniche“ des sowjetischen Komponisten Yan Frenkel (1920-1989), der in Kiew geboren wurde und in Riga starb, im Programm. Der Kranich war ein Symbol der Wachsamkeit und Klugheit und galt als „Vogel des Glücks“. Schurawli (russisch Журавли́ ‚Kraniche‘) ist eines der berühmtesten und populärsten russischen Lieder über den Zweiten Weltkrieg. Die Sängerin Julia Bachmann stellte zuerst den deutschen Text vor und sang dann mit ihrer tollen Stimme das russische Lied und berührte damit alle.
Die einhellige Meinung aller Besucher*innen dieser für eine Ausgrabung sehr ungewöhnlichen Abschlussveranstaltung war: „Ein würdiger und bewegender Abschluss“.