Am 12. Januar ist Andreas Fetchenhauer gestorben. Eine schwere kurze Krankheit hat ihm in seinem 61sten Lebensjahr sein Leben genommen.
Andreas ist der Bremer Landesarchäologie über drei Jahrzehnte lang eng verbunden gewesen. Geboren und aufgewachsen in Huchting hat er ein lebhaftes Interesse an der Vergangenheit seines Heimatortes entwickelt. Das betraf sowohl die schriftlosen Epochen der Vor- und Frühgeschichte als auch die neueren Zeiten bis hin zur Zeitgeschichte.
Als Sozialarbeiter war es ihm beruflich nicht gegeben, etwas mit Archäologie zu schaffen zu haben. Gleichwohl begann er in den 90er Jahren damit, sein zahlreiches Umherschweifen in Huchting durch gezieltes und systematisches Begehen von Acker- und Wiesengelände und das Auflesen von allen möglichen auf der Bodenoberfläche liegenden Gegenständen zu konzentrieren. Dabei verlegte er sich immer mehr auf das Aufsammeln und lagegenaues Kartieren dort befindlicher Tongefäßscherben aus den vor- und frühgeschichtlichen Epochen. Von Anfang an teilte er seine fortlaufenden Erkenntnisse der Landesarchäologie Bremen mit. Wir verdanken ihm die Feststellung zahlreicher Fundplätze in dem Gebiet, die vorher nicht bekannt waren und die ohne ihn wohl bis heute noch nicht bekannt wären. Als einer von diesen Plätzen, auf dem dann auch eine spätere Ausgrabung erfolgte, sei hier nur das Gebiet Hohe Feld in Brokhuchting genannt.
Seine Ergebnisse hielt er 1995 in einer Publikation „Huchting vor 2000 Jahren“ fest. Darin stellte er die Erkenntnisse aus der Archäologie, aus bodenkundlichen Untersuchungen, Orts-und Flurnamenforschungen, historischer Geographie und geschichtlichen Quellen zusammen. Herauskam eine hervorragende Arbeit, die ein detailliertes Bild von dynamischer Landschaftsentwicklung und Besiedlung zeichnete. Dieses ausgezeichnete Werk fand 1996 seine Würdigung mit dem Bremer Heimatpreis.
Abgerundet wurde diese Arbeit durch die Ausstellung „Essen und Trinken wie vor 2000 Jahren“ im Alten Ortsamt in Huchting. Dieses war eine sehr gut besuchte Veranstaltung und gestaltete sich als Mischung von der Ausstellung archäologischer Funde und Karten, Arbeiten von Künstlern wie Malern und Bildhauern und einem guten Stück experimenteller Archäologie.
1997 hat er dann zusammen mit Rainer Heuer das Huchting Archiv begründet. Eine Einrichtung, die allen Interessierten die Gelegenheit bietet, näheres zur lokalen Geschichte beizutragen oder zu erfahren.
Durch seine zahlreichen engen Kontakte zu alteingesessenen Huchtingern, speziell zu den ansässigen Landwirtsfamilien, von denen er auch einige archäologische Funde bekommen und an uns übermittelt hatte, sowie Genehmigungen zum Begehen von Ackerstücken erbat und erhielt, kam es zu weiteren Publikationen über Huchting.
2000 erschien ein Bildband „Huchting 1860 – 1945. Ein photographischer Streifzug.“ Hierin versammelte er alte Photos und Postkarten aus Privatbesitz zu einer gelungenen Darstellung des historischen Ortes.
2015 legte er dann die Arbeit „Sup die full un fret di dick un holl dien Mul vun Politik! Politik und Alltag in Huchting 1918-1945“ vor. Eine Studie zu der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der 20er und 30er Jahre des 20. Jahrhunderts, die Aufnahme in die Schriftenreihe des Staatsarchivs Bremen gefunden hat.
Trotz dieser Ausflüge in die moderneren Zeiten hat Andreas nie das Interesse an den vorgeschichtlichen Zeiten verloren. Darüber haben wir uns sehr häufig angeregt auch im privaten Kreise unterhalten. Diese angenehmen Runden werden uns fehlen.
Mit Andreas verlieren wir einen sehr engagierten ehrenamtlichen Mitarbeiter und einen guten Freund.